DIE ACHILLESSEHNE IST ZWAR DIE STÄRKSTE SEHNE IM MENSCHLICHEN KÖRPER – SIE IST ABER AUCH EXTREM EMPFINDLICH. VIELE LÄUFER HABEN DESHALB PROBLEME MIT IHR. WAS DU BEI PROBLEMEN TUN KANNST UND VOR ALLEM: WIE DU SCHMERZEN VORBEUGST ERFÄHRST DU IN UNSEREM BEITRAG.
Plötzlich sind sie da: die Schmerzen. Es zwickt und zwackt an der Achillessehne. Jeder Schritt tut weh, am liebsten würde man die Laufschuhe in die Ecke legen und sich selbst auf die Couch Achillessehnenprobleme sind unter Läufern weit verbreitet – sind bei richtiger und schneller Behandlung aber auch meist recht einfach wieder in den Griff zu bekommen.
AUFGABEN DER ACHILLESSEHNE
Hauptaufgabe der Achillessehne, die ihren Ursprung an der Wadenmuskulatur hat und im unteren Bereich am Fersenbein ansetzt, ist die Übertragung der Waden-Muskelkraft auf den Fuß. Zudem kann die Achillessehne Energie speichern und auch wieder abgeben.
Das Problem ist: Die Achillessehne ist sehr empfindlich. Deswegen haben so viele Läufer Probleme mit ihr.
Bei richtig guten Läufern kann man oft beobachten, dass sie eine längere Achillessehne haben. Dadurch haben sie bessere Hebelwirkungen und einen schnelleren Fuß – die Sehne wird aber gleichzeitig auch stärker beansprucht.
WIE DIE SEHNE ZU IHREM NAMEN KAM: Lateinischer Name der Achillessehne ist Tendo calcanei – ihren im Sprachgebrauch üblichen Namen erhielt sie in Anlehnung an die Sage von Achill, einem Helden der griechischen Mythologie, Achill war Sohn des Peleus und der Meeresgöttin Thetis. Als Sohn eines menschlichen Vaters war er sterblich. Um ihn trotzdem unsterblich zu machen, tauchte ihn seine Mutter in den Unterweltfluss Styx. Durch den Kontakt mit dem Flusswasser wurde Achill unverwundbar und später einer der größten Helden von Troja. Da seine Mutter ihn aber beim Eintauchen in den Fluss an den Fesseln festgehalten hat, blieben dies seine einzigen verletzbaren Stellen am Körper. Der Sage nach wurde er später genau dort von einem Pfeil eines Feindes getroffen und starb schließlich daran.
WENN DIE ACHILLESSEHNE SCHMERZT
Aber nicht nur Profis, sondern auch Breitensportler plagen sich oft mit der Achillessehne. Oft beginnt es als leichter, dumpfer Schmerz unterhalb der Wade. Besonders morgens nach dem Aufstehen oder zu Beginn des Laufens sind die Schmerzen zu spüren. Dann wird es während des Laufens oft besser und erst zum Ende der Belastung wieder schlimmer. Da der Schmerz kommt und aber auch wieder geht, nehmen viele Läufer die Probleme zu Beginn nicht zu ernst. Viele tüfteln lieber erst einmal selbst an der Sehne herum. Erst wenn die Schmerzen dauerhaft sind, gehen sie zum Arzt. Viel zu spät, denn wer frühzeitig den Experten drauf schauen lässt, ist die Probleme meist schneller wieder los.
Hinter den Schmerzen steckt oft ein funktionelles Problem, manchmal steht das Becken schief, die Wirbelsäule ist etwas krumm oder der Fuß steht nicht optimal. Alles Dinge, die sich aber recht einfach korrigieren lassen. Behandelt man sie aber nicht, können daraus Schädigungen der Sehne hervorgehen – das Problem wird strukturell. Einlagen für die Schuhe, eine Trainingsveränderung oder osteopathische Behandlung hilft dann oft nicht mehr weiter. ( Mehr über therapeutische Einlagen >>)
Dann werden beispielsweise Stoßwellen eingesetzt oder auch körpereigene Wachstumsfaktoren gespritzt, die durch Zentrifugieren aus körpereigenem Blut gewonnen werden. Macht man das nicht und trainiert weiter, kann die Sehne reißen.
Die Probleme, die hinter den Schmerzen stecken, lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen:
- Einerseits kann sich die Schleimhaut entzünden, die die Sehne ummantelt. Das ist die häufigste Ursache.
- Die zweite sind Mikro-Verletzungen der Sehne. Etwa sechs Zentimeter oberhalb des höchsten Punktes des Fersenbeins, wo die Blutgefäße von unten und oben aufeinandertreffen, ist die Sehne besonders schlecht durchblutet. Dort entstehen oft Verdickungen oder auch Teilrupturen.
- Die dritte Ursache kann eine Entzündung fersennah hinter der Sehne sein – oft hervorgerufen durch eine Vorwölbung des Fersenbeins.
Ob es eine genetische Disposition für Achillessehnenprobleme gibt, weiß man heute noch nicht genau. Was aber meist eine Rolle spielt, ist eine zu hohe Belastung, vor allem wenn das Training forciert wird. Wenn man das Training um zehn bis 20 Prozent erhöht, steigt das Risiko für Achillessehnenprobleme schon um weit mehr als 30 Prozent. Das unterstreicht, wie wichtig eine moderate und langsame Steigerung der Laufbelastung und auch eine entsprechende Regeneration sind.
Das gilt besonders auch für Laufanfänger, die optimalerweise mit schnellem Gehen beginnen und dann erst langsam ins Laufen übergehen.
ACHILLESSEHNE DEHNUNG
So dehnst du deine Sehne. Du kannst die Elastizität deiner Sehne trainieren. Stelle dich dafür mit einem Fuß komplett und mit dem anderen nur mit dem Ballen auf eine Stufe. Senke dann die Ferse des Fußes, der nur mit dem Balten auf der Stufe steht ab, bei gleichzeitiger Anspannung der Wade bis du eine deutliche Dehnung spürst. Diese Dehnung etwas halten und dann die Ferse wieder nach oben führen. Diese Dehnung kannst du mehrmals wiederholen. Auch bei leichten Achillessehnenschmerzen kann dies helfen. Bei starken Schmerzen solltest du hingegen auf keinen Fall dehnen, sondern zum Arzt gehen.
Aber was tun, wenn die Achillessehne nun doch mal zwickt?
- 1. Ruhe. Die Belastung sofort drastisch reduzieren oder gar nicht mehr laufen. Seine Ausdauer kann man auch alternativ mit Schwimmen, Aquajogging oder Radfahren trainieren.
- 2. Training. Dann würde ich mir sofort mein Training anschauen: Was habe ich in letzter Zeit verändert? Wurde das Laufpensum stark erhöht? Laufe ich auf anderen Untergründen? Eventuell muss das Pensum wieder zurückgefahren und auf alten Wegen gelaufen werden.
- 3. Material. Sind die Schuhe vielleicht durchgelaufen und eine paar neue dringend notwendig? Brauche ich eventuell Einlagen?
- 4. Eis. Dazu kann es helfen, die Sehne leicht zu kühlen. Auf keinen Fall aber zu lange und den Eisbeutel auch nicht auf die nackte Haut legen!
- 5. Dehnen. Ebenfalls hilfreich kann exzentrisches Dehnen der Sehne sein. Dafür stellt man sich mit dem Ballen beispielsweise auf eine Stufe oder Bordsteinkante und lässt die Ferse langsam nach unten sinken. Das wird mehrmals wiederholt. Achillessehne Dehnung siehe unten.
- Arzt. Verschwinden die Probleme nicht innerhalb kürzester Zeit komplett, sollte man zum Sport-Orthopäden gehen.
ACHILLESSEHNE PROBLEME VORBEUGEN
Noch besser ist es natürlich, vorbeugend zu handeln. Und das ist gar nicht so schwer, wenn man ein paar einfache Punkte befolgt.
- Steigere dein Training nur langsam und vorsichtig, höre dabei auf deinen Körper und gönne ihm Regenerationspausen.
- Laufe nur mit gutem Material. Ausgelatschte alte Schuhe gehören in den Müll oder das Museum – nicht an den Fuß. Lass dich im Fachgeschäft beraten, welcher Schuh zu dir passt.
- Ändere immer mal den Untergrund auf dem du läufst. In einer Untersuchung wurde geschaut, was passiert, wenn man immer auf einer Straßenseite läuft, wo die Straße leicht zu einer Seite abfällt. Bei vielen Probanden kam es auf einer Seite zu Überlastungen. Die Schlussfolgerung: Einfach mal die Straßenseite wechseln. Und gerne auch den Untergrund.
- Die Achillessehne dehnen. Man kann die Elastizität der Sehne trainieren, mit dem Alter lässt die Elastizität aber leider auch nach.
- Wer anfängt zu laufen, um abzunehmen, sollte das Gewicht erst einmal mit schnellem Gehen und einer Ernährungsumstellung etwas reduzieren. Denn mit jedem Schritt fängt man das Zwei- bis Dreifache des Körpergewichts ab. Befolgt man diese Tipps und geht bei auftretenden Schwierigkeiten frühzeitig zum Arzt, sollte die Sehne genauso fit bleiben wie ihr Besitzer.
ERSTE HILFE BEIM ACHILLESSEHNE SCHMERZEN
- Reduziere die Laufbelastung sofort drastisch oder unterbreche sie ganz. Alternativ kannst du im Wasser oder auf dem Rad trainieren
- Überprüfe dein Training – hast du den Umfang gesteigert, läufst du auf anderem Untergrund – und passe es eventuell wieder an
- Überprüfe dein Material, vor allem die Schuhe
- Sind die Schmerzen noch nicht zu stark, kann moderates Kühlen und exzentrisches Dehnen der Sehne helfen
- Gehe zum Arzt!
VORBEUGEN GEGEN ACHILLESSEHNE PROBLEME
- Steigere deine Trainingsbelastung nur langsam
- Laufe immer mit gutem Material – vor allem die Schuhe sind wichtig
- Ändere den Untergrund, auf dem du läufst
- Dehne deine Wadenmuskulatur und die Sehne regelmäßig
- Laufanfänger sollten zuerst schnell gehen und nur langsam ins Laufen übergehen