Jetzt sitze ich hier drei Tage nach der Veranstaltung. Meine Muskelkatze hat sich langsam verabschiedet. Mein Verstand fragt mich immer noch… wie konnte das passieren?
Im Raum stehen viele offene Fragen:
- Was habe ich mir dabei gedacht?
- Hätte nicht auch eine kürzere Strecke gereicht?
- Warum gerade Treppen?
- Bin ich lebensmüde?
- Werde ich wirklich nie erwachsen?
- War das wirklich so schlimm?
- Laufe ich nächstes Jahr wieder?
Und noch die wichtigste Frage: Werde ich nächstes Jahr von meiner eigenen Tochter erschossen?
Aber von Anfang an…



Wie alles begann!?
Ich saß in der Bahn und schaue gelangweilt auf mein Smartphone, plötzlich ploppt auf meinem Bildschirm “Mt. Everest Treppenmarathon in Dresden” auf.
Mein erster Gedanke: “Ich wusste gar nicht, dass es in Sachsen einen Mt. Everest gibt; und falls ja, warum bin ich da noch nicht gelaufen?”
Zwei Minuten später hatte ich schon die Anmeldeseite vor den Augen, die Anmeldung beginnt am 01.08. -also in 2 Wochen- und man sollte schnell sein, da nur 70 Läufer zugelassen werden.
Wir wissen aus dem Marketing, wenn das Angebot beschränkt ist, macht es das noch interessanter. Wir wissen auch, vor allem Frauen können da gut mitreden, Sport, Männer und Vernunft, das sind drei Sachen, die noch nie voneinander gehört, geschweige sich jeweils gesehen, noch miteinander gesprochen haben.
Ich mache es kurz, pünktlich am 01.08. um 8.00 Uhr sitze ich am Computer und um 8.05 Uhr bin ich für den “ MT. EVEREST Treppenmarathon 2025” in Radebeul bei Dresden angemeldet. Nach den Videos auf der Homepage des Veranstalters hatte ich eine Ahnung, dass die Treppe doch etwas mehr sein könnte, als ein Spaziergang und ich habe mich für das “Einsteiger Rennen – Sherpa 25” entschieden- also ganz entspannt…
Schnell nachgerechnet, bis zum 10. Mai sind noch 9 Monate Zeit. Kein Problem, man hat schon ganz andere Sachen in 9 Monaten geschafft.
Mich erwarten 25 Runden in max. 8 Stunden zu absolvieren. Insgesamt sind es 21,1 km, 2.212 Höhenmeter auf und ab über 9.925 Stufen. Nur zur Klarstellung: Das alles nicht in den 9 Monaten, das alles an einem Tag.

TREPPENLAUFEN – TRAINING UND THERAPIE >>
Über meine Vorbereitung kann ich mit Sicherheit sagen, es gab Teilnehmer, die wesentlich mehr gemacht haben als ich. Ich laufe fast regelmäßig und bin paar mal ca. 70-80 Etagen Treppen gelaufen. Irgendwie meinte ich, dass das wohl reichen würde.


Der Wettkampftag
Dann kam der Tag der Tage, der 10. Mai 2025. Die Spitzhaustreppe zu Radebeul ist die Verbindung zwischen Weingut Hoflößnitz und dem Spitzhaus, einem historischen Gebäude. Sie führt direkt durch die Weinberge und hat 397 Stufen. Der Aufstieg wird durch einen wunderbaren Ausblick über das Elbtal, die Stadt Radebeul und die Landeshauptstadt Dresden belohnt. Die umgebenden Weinberge und die historischen Treppenanlagen tragen ebenfalls zum einzigartigen Charme des Ortes bei und machen das Spitzhaus zu einem beliebten Ziel für Kultur- und Naturfreunde und natürlich auch für die Sportler des Mt. Everest Treppenmarathons.
Die Organisation und Verpflegung sind die Highlights der Veranstaltung. Alles gut abgestimmt mit zahlreichen Helfern, begeistern die Veranstalter alle Teilnehmer.
Die Verpflegung ist hervorragend, mit zahlreichen Obstsorten, Kuchen, Salzstangen und Getränken ( Isogetränke >>) , bei den Sportlern bleiben keine Wünsche offen. Sogar Schmalzstullen und saure Gurken aus der Region wurden serviert.
Isotonische Getränke oder Elektrolyten? >>
Der Lauf begann pünktlich um 17.00 Uhr und ca. 70 Laufer bewegten sich an die Treppe. Manche starteten so schnell und so hochmotiviert, dass man dachte, die laufen bestimmt nur 2 Runden, die anderen, unter anderem auch ich, begannen viel ruhiger. Spätestens nach ca. 10 Runden und wusste man: “OK, das wird kein Spaziergang, aber die Mission zählt.” Die Gesichter der Teilnehmer sprachen ganz unterschiedliche Sprachen: zwischen “endlich eine richtige Herausforderung” über “was mache ich eigentlich hier” bis zum “ich laufe einfach die verdammte Treppe, ich hab sonst nichts anderes zu tun”.
Die Atmosphäre zwischen den Teilnehmern war sehr freundlich, man motivierte sich gegenseitig und sprach sich etwas Mut zu. Die zahlreichen Zuschauer an der Strecke und der DJ mit seiner Musikauswahl motivierten zusätzlich.
Nach ca. 6 Stunden beendete ich meinen Wettkampf mit den Worten: „Falls ich nächstes Jahr auf die Idee kommen sollte, mich wieder anzumelden….erschieß mich”.
Aus heutiger Sicht ist diese Aussage nicht so ernst zu nehmen, sie ist eine Folge von Erschöpfung, Unterzuckerung und geistigem Wahnsinn…..



Der Tag danach
Am Tag nach dem Lauf stellte ich fest, dass unsere Wohnung über Nacht viel größer geworden ist. Der Weg aus dem Bett bis auf die Couch fühlte sich an wie eine Alpenüberquerung. Ich habe entdeckt, dass Treppen vorwärts laufen, jeder kann- die richtigen Sportler laufen die rückwärts.

Fazit
Der sächsische Mt. Everest Treppenmarathon ist ein toller Wettkampf mit einer perfekten Organisation, mit viel Schweiß, viel Tränen (vor Lachen) und mit viel Glückshormonen.
Auch wenn es sich um keinen Spaziergang handelt, kann ich den Mt. Everest Treppenmarathon allen empfehlen, die ihrem Schweinehund zeigen wollen, wer hier der Boss ist.

Homepage von Mt. Everest Treppenmarathon >>

Der Autor ist ausgebildeter Physiotherapeut, zertifizierter Lauftrainer und erfahrener Personal Trainer. Mit einem ganzheitlichen Ansatz verbindet er körperliches Training mit mentaler Stärke. Die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen in den Bereichen Lauftechnik, funktionelles Training, Ernährung, Regeneration und mentale Strategien. Ein besonderes Interesse gilt der Sporthypnose und weiteren mentalen Methoden zur Leistungsoptimierung. Seine Artikel liefern praxisnahe Impulse für ein gesundes, aktives Leben.